Abschlussgottesdienst

Am Sonntag, dem 11. Juni 2023 haben wir den Abschlussgottesdienst des Kirchentags gemeinsam besucht. Da der Gottesdienst auf dem Hauptmarkt, wie viele andere Veranstaltungen schon bei unserer Ankunft überfüllt war, haben wir uns die Übertragung des Gottesdienstes auf dem Jakobsplatz angeschaut.

Überragend war die vielseitige musikalische Gestaltung mit Chor, Band, Orchester und Sängern.

Besonders beliebt war das extra für den Kirchentag geschriebene Mottolied „Warum nicht jetzt“, das die Stimmung des Kirchentags gut aufgegriffen hat.

„Die Zeit ist jetzt. Wir laufen los. Gott geht mit uns. Das Leben ruft…“

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Chor und

Ensemble der Paulusgemeinde Halle/Saale unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Andreas Mücksch, den

Posaunenchören des Deutschen Ev. Kirchentags (DEKT) unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Dieter Wendel sowie dem Windsbacher Knabenchor

Während die kirchenmusikalische Gestaltung überragend war, stießen Teile der Predigt von Quinton Ceasar, einem Pastor aus Wiesmoor in der Nähe von Wilhelmshaven bei einigen Kirchentagsbesuchern auf Kritik, da es sich vor allem um politische Botschaften handelte. Für seine Forderungen nach einer stärkeren Achtung von Menschenrechten weltweit und für mehr Toleranz in unserer Gesellschaft erhielt er jedoch auch viel Applaus von den Gottesdienstbesuchern.

Im Anschluss wurde in den Fürbitten besonders der notleidenden Menschen gedacht.

Nach dem Schlussegen dankte

Dr. Thomas de Maizière, der Präsident des 38. Deutschen Ev. Kirchentags besonders den unzähligen Helferinnen und Helfern und Ehrenamtlichen, ohne die dieser Kirchentag gar nicht möglich gewesen wäre.

Im Anschluss an den Gottesdienst luden Bischof Dr. Ulrich Neymeyr zum nächsten Katholikentag 2024 nach Erfurt und Landssbischof Ralf Meister zum nächsten Evangelischen Kirchentag 2025 nach Hannover ein.

Insgesamt wurde mit dem aufwändig gestalteten Gottesdienst ein gelungener und begeisternder Kirchentag abgerundet, von dem die Teilnehmenden viele gute Eindrücke, spannende Diskussionen, gute Begegnungen und vor allen viel Segen mit nach Hause nehmen konnten.

Fazit zum Kirchentag 2023 in Nürnberg: Eine vielseitige Veranstaltung

Insgesamt war die Teilnahme am Kirchentag 2023 in Nürnberg für unsere Gruppe eine absolute bereichernde Erfahrung. Durch die verschiedenen Arten von Veranstaltungen, an denen wir teilnahmen, konnten wir uns nicht nur mit Gleichgesinnten aus dem deutschsprachigen Raum vernetzen, sondern auch an inspirierenden Diskussionen teilnehmen und neues Wissen sowie verschiedene Perspektiven gewinnen. Wir sind dankbar für die einzigartigen Erkenntnisse, die wir gewonnen haben, und für die wertvollen Verbindungen, die wir in dieser Zeit knüpfen konnten. Wir möchten jeden ermutigen, der die Möglichkeit hat, an einem Kirchentag oder einer ähnlichen Veranstaltung teilzunehmen, diese Chance zu nutzen. Unsere Erfahrungen sollen andere inspirieren, ähnliche Gelegenheiten für neue Sichtweisen, persönliches Wachstum und den Austausch mit anderen zu suchen.

Gesamtresümee über unsere Erfahrungen als Gruppe auf dem Kirchentag

Im Rahmen des evangelischen Kirchentags 2023 besuchte unsere Gruppe einige Veranstaltungen. Dabei ließ sich eine effektive Zusammenarbeit feststellen. Ähnliche Ansichten führten dabei zu anregenden Unterhaltungen, wiederum unterschiedliche Meinungen führten zu spannenden Diskussionen. Generell kann man sagen, dass unsere Gruppe eine sehr spannende Gruppendynamik verzeichnen konnte.

Während des Kirchentages begleitete uns sehr oft das Wort Friede, aber das auch mit einem Fragezeichen. Wie kann Frieden ermöglicht werden, kann man absolut pazifistisch Frieden erreichen? Klar ist, dass können weder wir noch Andere in fünf Tagen beantworten.

Sehr interessant war auch, dass die einzelnen Gruppenmitglieder die Veranstaltungen verschieden wahrgenommen haben. Das zeigt auch wie verschieden die einzelnen Gruppenmitglieder sind, was zu einem sehr ereignisreichen Kirchentag geführt hat. Das spiegelte sich auch in unserer Auswahl verschiedenster Programme wieder.

Trotz viel Personenverkehres ermöglichten uns die digitalen Kommunikationswege ein schnelles und einfaches Zusammenfinden. Auch im Vorhinein hat unsere Programmsuche digital stattgefunden, folglich kann man sagen, dass die digitale Kommunikation uns geholfen hat gut in Nürnberg, aber auch im Vorhinein quer durch Deutschland zu kommunizieren.

Abschließend kann man sagen, dass die Kommunikation über ganz Deutschland und in Nürnberg sehr gut funktioniert hat. Die Gruppenarbeit vor Ort war sehr interessant und war mit produktiver Zusammenarbeit verbunden.

(Gruppe 6: von li.: Marie-Theres Richter (Meißen), Aaron Nachtigall (Bonn), Max Poppitz (Meißen), Tristan Thunig (Bochum))

„Auf in die Zukunft! Zukunftsforschung und Ehrenamt“

Zum Kirchentags-Samstag besuchten wir die Podiumsdiskussion „Auf in die Zukunft! Zukunftsforschung und Ehrenamt“. Zu hören waren ein Impuls von Prof. Dr. Hartmut Rosa, Soziologe aus Jena, sowie Stellungnahmen von Rainer Koch vom Haus kirchlicher Dienste Hannover, Dr. Kerstin Menzel, Praktische Theologin aus Leipzig und Prof. Dr. Sabine Pfeiffer, Soziologin aus Nürnberg. Bevor der Impulseinstig startete hörten die Zuschauerinnen und Zuschauer ein „Spoken Word“ – eine Art Poetry Slam – von Leah Weigand zur Einstimmung. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Influencerin Lilly Blaudszun, die der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt angehört. Zwischendrin und zum Schluss der Diskussion waren musikalische Beiträge von Katharina Stahl zu hören.

Der Impulsvortrag von Hartmut Rosa war geprägt durch den Begriff „Resonanzraum“. Diesen nannte er unabdingbar für das Ehrenamt: „Das geht mich was an“, so der Soziologe. Das Ehrenamt sei nicht nur für den kleinen, privaten Bereich wichtig, sondern auch für die Demokratie. Also auch auf dem großen politischen Feld solle die Demokratie zu einem „Resonanzraum“ werden. So können Wechselwirkungen entstehen – der eine hilft dem anderen. Als negative Entwicklung ehrenamtlicher Tätigkeiten wurde der Fakt genannt, dass derzeit Ehrenämter hauptsächlich von Menschen ausgeführt werde, die sowieso viel Arbeiten. Rosa sieht außerdem in der Ablösung des Politischen durch die digital-technischen Hilfsmittel einen Schwund an Ehrenamt und Wechselwirkung zwischen den Menschen.

Sabine Pfeiffer ergriff anschließend das Wort. Sie forscht explizit zum Thema Ehrenamt, wobei sie sich als Arbeitssoziologin insbesondere auch mit Künstlicher Intelligenz und der damit einhergehenden Verschiebung auf dem Arbeitsmarkt beschäftigt. Dabei ging es auch die vermehrte Angst vor Erwerbslosigkeit und das Profitdenken, was Pfeiffer durch die Digitalisierung zusätzlich katalysiert wahrnimmt.

Kerstin Menzel wiederum sprach von sogenannten „sozialen Räumen“ und dem Problem des Rückbaus öffentlicher Räume bzw. Flächen. In ihrem Vortrag ging sie auf „Kirchraum-Spurensuche“ und erzählte bspw. von einer Kirche, die ohne Bänke aber mit Liegen als Pilgerkirche genutzt wird. Das Ehrenamt spielte hier eher eine sekundäre Rolle, die Zukunft der (teils wenig genutzten) Kirchräume stand umso mehr im Vordergrund.

Von den Sehnsüchten der Menschen und dem Priestertum aller Gläubigen sprach Rainer Koch vom Haus kirchlicher Dienste Hannover. Dabei ging er auch auf die „Erfahrungsbasierte Spiritualität“ und das „Transpersonale Gottesbild“ ein. Eine Zukunft für die Gläubigen sah er vor allem in einer „Renaissance der Mystik“ und brachte einen stark-spirituellen Aspekt in das Podium.

So wurden in der Veranstaltung sowohl Zukunftsideen als auch aktuell bestehende Probleme in der Kirche und auch im Ehrenamt aufgezeigt. Die Referierenden sprachen jeweils von unterschiedlichen Ansätzen und Schwierigkeiten. Durch die 20-minütigen Impulse und der zahlreichen musikalischen Beiträge ist es leider nur zu einer sehr kurzen Fragerunde gekommen. Viele Aspekte waren den Zuschauerinnen und Zuschauern bereits bekannt. Bemängelt wurde vor allem, dass es keine Podiumsdiskussion gab, die die jeweiligen Ansätze hätte konstruktiv verbinden können. So haben auch wir als Gruppe keinen besonderen Mehrwehrt in der Veranstaltung gesehen.

Moderiert wurde die Diskussion leider sehr wenig, was auch den sehr langwierigen einzelnen Einheiten geschuldet war. Wir brauchen wohl wieder mehr „Wechselwirkungen“, um mit Hartmut Rosa zu schließen.

Suche Frieden und jage ihm nach (Psalm 34,15) Gegenwärtige Herausforderungen der Friedensethik

In der oben genannten Podiumsdiskussion ging es um eine mögliche christliche Ausgestaltung eines deutschen Beitrages zum Frieden in der Welt. Auch wenn der Ukraine-Russland-Konflikt in diesem Rahmen genannt wurde, so nur als Veranschaulichung allgemeiner Friedensethik. Es diskutierten in der Hauptsache zwei der vier Teilnehmer auf sehr hohem Niveau: Prof. Fernando Enns (mennonitischer Friedenstheologe) und Prof. Heinz-Gerhard Justenhoven (röm.-kath. Friedenstheologe).

Besonders beachtenswert war das äußerst hohe Niveau in dieser Debatte, was der Freundschaft der beiden Professoren und zugleich gegensätzlichen Meinung geschuldet war. So wurde durchaus pointiert zugespitzt; jedoch immer im Wissen, dass der Gesprächspartner diese Zuspitzung nicht als Verletzung ansehen würde. Die Grundspannung entsprang dabei der Frage nach einer pazifistischen Auslegung des Neuen Testaments, wenngleich sich beide darin einig waren, dass Deutschland und man selbst durchaus intervenieren darf und sollte.

Für Fernando Enns steht fest, dass Jesus niemals Waffe geliefert hätte, weshalb er eine Intervention nur im pazifistischen Rahmen befürwortet. Alles Andere entspräche nur der inneren Logik eines sich immer verstärkenden Krieges. (Wie er hingegen Mat 10,34 in auslegt, wurde nicht besprochen.) Er plädierte in diesem Rahmen für eine Verstärkung der Friedensmissionen und einer Versöhnung. Justenhoven hingegen versucht einen eher Konsequenz-orientierten Weg nach der Frage von Intervention zu gehen. Für ihn fordert der Grundsatz, den Gebeugten zu helfen, dazu auf, zur Not auch militärische Hilfe zuzulassen. Die Zuspitzung erfolgte zum Schluss folgendermaßen: Enns wirft Justenhoven vor, den Konflikt nur mehr anzuheizen. Weiterhin müsse man nach Justenhovens Logik die Bombardierung Dresdens und die Atombombenabwürfe auf Japan als richtig und geboten ansehen. Dies könne aber nicht sein. Justenhoven wirft hingegen Enns vor, dass nach seiner Logik nur die Kapitulation der Ukraine übrig bliebe, was ebenfalls nicht Ziel deutscher Friedensethik sein könne und so auch den Gebeugten nicht geholfen würde.

Es konnte am Ende, was jedoch kein Problem darstellte, kein Konsens darüber erreicht werden, wie welchen Gebeugten auf beiden Seiten zugleich angemessen geholfen werden kann. Auch die Legitimität des Nachkommens der Forderung militärischer Unterstützung für die Selbstverteidigung eines Landes konnte nicht geklärt werden. Der Unwille über das Zulassen der Macht des Stärkeren widerstrebte hier der streng pazifistischen Grundeinstellung Enns.

Insgesamt handelte es sich um ein sehr gelungenes Gespräch zweier Freunde im Geiste und Feinde in der Sache.

Aaron-Noel Nachtigall

Samstag, 11.00 – 13.00 Uhr

Musical: „water to wine – ein Jesus – Highschool – Musical“.

Aber wie kann man an so einer “Deep connection” arbeiten oder sie zumindest stärken?

Die US-amerikanische Drag Queen Ru Paul ist bekannt für ihren Slogan: “if you can’t love yourself, how in hell are you gonna love somebody else?” Oscar Wilde beschreibt es in seinem Essay “the Soul of man under socialism”, indem er erörtert: “What Jesus meant, was this. He said to man, ‘You have a wonderful personality. Develop it. Be yourself. Don’t imagine that your perfection lies in accumulating or possessing external things. Your affection is inside of you.(…)”[1].

Wenn man nun also eine “deep connection” mit einer anderen Person finden will, so müsse man erst einmal eine deep connection zu sich selbst finden (und auch zu Christus).

Am letzten Tag des Kirchentages besuchte unsere Gruppe das Musical: „water to wine – ein Jesus – Highschool – Musical“.

Jesus, der im Begriff ist ein Buch zu schreiben, wird von seiner Mutter, die ihn bisher zuhause unterrichtete auf die Highschool geschickt. Zu viele wirre Sachen sagt er und solle dort Vernunft beigebracht bekommen. Jesus werden die dortigen Gruppen (“Nerds”, “Bullies”, “Punks” usw.) vorgestellt. Allerdings kann sich Jesus keiner dieser Gruppen zuordnen. Zu anders sei er. Diese Abwehr der Assimilation ruft die sog. “Bullies” auf den Plan. Sein Mobber Jeremiah beleidigt ihn aufs schärfste und fordert Anpassung. Doch Jesus schafft dies nicht.

Auf einer Party verwandelt er durch Berührung unverhofft das Wasser zu Wein und wird von den Gäst_innen gefeiert. Gerüchte werden auf der Party laut, dass sein Mobber, Jeremiah, heimlich Mitschüler küssen würde.

Im Anschluss fühlt Jesus sich merkwürdig. Er fühlt sich anders, kann seine Gefühle nicht einordnen. Weder seine Gefühle seien Wundertaten noch seine Gefühle Jeremiah betreffend. Jesus spricht mit seiner einzigen Freundin an der Schule: Judy. Jesus erzählt von seiner fraglichen Gefühlslage. Was er nicht wusste: Judy betrügt ihn heimlich. Sie erzählt seinen Mobbern von seinen homoerotischen Tendenzen. Diese, da sie nun einen expliziten Grund haben Jesus zu diskriminieren, formen Pläne, um dies aktiv zu tun.

Allerdings wehrt Jeremiah sich. Er möchte Jesus keinen Schaden zufügen und wird ebenfalls von Judy verraten und von seinen ehemaligen Freund_innen verstoßen.

Jesus spricht währenddessen mit seiner Mutter: Gott. Diese akzeptiert ihn so wie er ist. In seiner Verschiedenheit der herrschenden Normen.

Seine Bullies finden ihn und jagen ihm nach. Er kann fliehen, weil er über Wasser laufen kann. Auf dem anderen Ufer sitzt der niedergeschlagene Jeremiah. Jesus setzt sich neben ihn und Jeremiah erzählt von dem vorigen Gespräch mit seiner Freundesgruppe. Er berichtet, er habe sich für Jesus eingesetzt und Gefühle für ihn entwickelt.

Am nächsten Tag treffen Jesus und Jeremiah auf die Gruppe rund um Judy. Es kommt zu einem handfesten Streit, der zu eskalieren droht. Jesus geht dazwischen und singt “Love your neighbor and yourself”. Die Bullies sehen ihre Schuld ein und Jesus geht gemeinsam mit Jeremiah zur “Prom”, wo es ebenfalls zum ersten gemeinsamen Kuss kommt. Hier endet das Stück.

Dieses Stück wurde von Lernenden und ehemaligen Schüler_innen einer Nürnberger Schule geschrieben und inszeniert.

Der Grund, aus dem ich den Inhalt so detailliert wiedergebe, ist nicht nur der, dass ich der Meinung bin, dass es ein solches Stück, in dem so viel Zeit und Liebe steckt, reproduziert werden sollte, wenn auch nur gedanklich; sondern auch der, dass ich es als Theolog_in durchaus problematisch finde, wie die Geschichte Jesu Christi dargestellt wurden ist. In keiner einzigen Art und Weise, selbst wenn es ein Vorausblick gewesen wäre, wird der Kreuzestod beschrieben.

Jesus selbst nennt immer wieder Bibelzitate (sowohl aus dem Alten als auch aus dem Neuen Testament), verfälscht diese allerdings so sehr und zieht diese in so einer Weise aus deren Kontext, dass es zuerst schwerfällt diese als solche zu identifizieren.

Was war nun die Intention des Stückes? Jesus von Nazareth als historische Persönlichkeit darzustellen und zu inszenieren? Von einem Anspruch an Historizität kann hier nicht ausgegangen werden.

Im weiteren Gespräch mit meiner Gruppe – ich, als liberale Kulturprotestant_in, eine weitere als, zwar katholisch, aber doch recht kirchenfern und das dritte Mitglied als sehr bewusst christlich-evangelisch, als die beiden anderen es sind – waren die ersten Fragen, die Fragen nach den Personen.

Wen Jesus darstellen sollte, liegt auf der Hand. Mit Judy sieht es schon schwieriger aus, auch wenn der Name im christlich-jüdischem Dialog durchaus sympathischer klingt als Judas.

Aber wer war dieser Jeremiah? Johannes? Der Jünger, den Jesus liebte, so wie es die Entität des Evangelisten Johannes beschreiben will (vgl. Joh. 13, 23). Aber warum wurde er dann nicht Johannes genannt, sondern Jeremiah. Außerdem ergibt das nur begrenzt Sinn, da Jeremiah Jesus zunächst kritisiert und diskriminiert. Zu einem solchen Verhalten ist bei Johannes nichts zu finden.
Sollte Jeremiah nun vielleicht Nikodemus darstellen? Eine Entität, die Jesus als Söldner zunächst verfolgte, später aber zu einem seiner Jünger_innen wurde (vgl. Joh. 3). Dagegen würde sprechen, dass Jesus keine so innige Beziehung zu ihm führte, zumindest laut des Johannes Evangeliums.

Diese Frage diskutierten wir den Tag über noch in unserer WhatsApp-Gruppe weiter. Wir kamen zu dem Schluss, dass Jeremiah vermutlich schlichtweg keine Referenz im Johannes Evangelium findet.

Wenn die Intention des Musicals keine historische war, war es dann vielleicht eher Jesus in einem neuen Licht darangehen zu lassen? Jesus als homosexueller Mann in einer Highschool, das ist Provokation sonders gleichen, die schlichtweg dafür sorgen möchte, dass solche Punkte untereinander diskutiert werden. Ja, man muss sich selbst hinterfragen. Die eigenen Vorstellungen und Rollenbilder, die man (re)produziert, um zu merken: es ging in diesem Musical um nichts weiteres als Demokratie.

Zu polarisieren. Menschen zum Diskutieren zu zwingen. Meinungen zu bilden und diese argumentativ zu füttern. Das ist die Intention des Stückes gewesen und dies ist es, was ich und meine Gruppe von dem Kirchentag mitnehmen werden: eine “deep connection” und ein gestärktes und geschärftes Verständnis für eine gesunde Diskurskultur.


[1] <https://www.marxists.org/reference/archive/wilde-oscar/soul-man/> Stand 11.06.2023

Theater in Fürth
Highschool Unterricht: Religion und Geschichte
„Bullies“ gegen Jesus
Vorbereitungen für die Prom

Samstag, 11.00 – 12.00 Uhr

„Kulturelle Mehrfachzugehörigkeit als Ressource erkennen – Eine Chance für Vielfalt und Menschenrechte“.

 Heute wollte unsere Gruppe zusammen den Workshop „Wie reagiere ich klug auf populistische Parolen? – Einführung mit Trainingselementen“ besuchen. Dafür sollten eine Stunde vorher am Ort der Veranstaltung Zugangstickets vergeben werden. Wir verabredeten uns aus diesem Grund rechtzeitig beim Workshophaus Evangelische Hochschule in der Bärenschanzstraße 4 in Nürnberg. Als wir jedoch an der Reihe waren, war die Veranstaltung leider bereits „ausverkauft“. Spontan wurden uns Tickets für einen anderen Workshop angeboten. So besuchten wir von 15 bis 16 Uhr die Veranstaltung „Kulturelle Mehrfachzugehörigkeit als Ressource erkennen – Eine Chance für Vielfalt und Menschenrechte“. Der Workshop wurde von Vanessa Probst von der Bildung und Soziale Innovation gGmbH aus Kassel geleitet.

Am Anfang wurde mit den Teilnehmenden eine Mindmap zum Thema kulturelle Identität erstellt. Frau Probst stellte im Anschluss vor, was kulturelle Mehrfachzugehörigkeit bedeutet und wie viel Prozent der Menschen in Deutschland und Nürnberg einen Migrationshintergrund besitzen. Außerdem wurde ein wissenschaftliches Experiment vorgestellt, bei dem Bewerbungen mit denselben Qualifikationen und demselben Bild, aber unterschiedlichen Namen verschickt wurden. Das Ergebnis zeigte, dass eine Person mit einem deutschen Namen mehr Rückmeldungen erhält als eine Person mit einem ausländisch klingenden Namen. Am wenigsten wird eine Person mit ausländisch klingendem Namen und Kopftuch bei den Bewerbungen berücksichtigt. Im Verlaufe des Workshops wurden mithilfe von Videobeiträgen Menschen vorgestellt, die sich mehreren Kulturen verbunden fühlen und sich dafür einsetzen, dass dies im Alltag ausgelebt werden kann. Beispielsweise wurde Zeina Nassar vorgestellt. Sie ist eine deutsche Boxerin. Frau Nassar kämpfte dafür, dass die Boxregeln so geändert werden, dass eine Teilnahme am Wettkampf mit Kopftuch möglich ist. Auch eine Stichwortsammlung zu den Vorteilen einer kulturellen Mehrfachzugehörigkeit und die Vorstellung der Projekte der Bildung und Soziale Innovation gGmbH waren Teil des Workshops. Zum Abschluss, nach der einen Minute Zeit zur freien Verfügung, die den Menschen bei jeder Veranstaltung des Kirchentages geschenkt wird, konnten die letzten Fragen gestellt und beantwortet werden.

Unsere Gruppe hatte sich das Format des Workshops etwas interaktiver vorgestellt. Die Teilnehmenden durften bei einigen Fragen ihre Ideen äußern. Ansonsten glich die Veranstaltung stark einem Vortrag. Wir hätten uns gewünscht, mehr mit den anderen Workshopteilnehmern ins Gespräch zu kommen, einen Erfahrungsaustausch und eine Diskussion durchführen zu können.

Insgesamt konzentrierte sich der Workshop bewusst auf die positiven Seiten einer kulturellen Mehrfachzugehörigkeit. Ein Gruppenmitglied stellt dazu fest: „Ich glaube allerdings nicht, dass man die beiden Seiten der Medaille im Leben so genau trennen kann. Man hätte auch noch gut erwähnen können, wie sich Kulturen, die zusammenleben, gegenseitig beeinflussen. Das fehlte mir. Möglicherweise liegt das an meinen Erfahrungen aus dem Ruhrgebiet. Hier sind wir alle ein bisschen multikulti.“ Eine andere Angehörige der Gruppe äußert: „Für mich als zukünftige Personalsachbearbeiterin waren aber auch gerade die Ergebnisse des Experiments mit den Bewerbungen sehr interessant, die die Benachteiligung der Menschen, die teilweise als nichtdeutsch angesehen werden, verdeutlichen. Als Verwaltungsstudentin ist eine Gleichbehandlung aller Menschen in meiner Arbeit von größter Bedeutung. Vor Augen geführt zu bekommen, dass dies in der Realität leider noch nicht ausreichend umgesetzt wird, macht mich traurig.“

Durch die Fokussierung auf das Positive sensibilisierte der Workshop noch einmal für die Vorteile und Chancen der kulturellen Mehrfachzugehörigkeit und entließ die Menschen mit einem guten Gefühl. Eine Teilnehmerin des Workshops brachte am Ende große Dankbarkeit zum Ausdruck, dass diesem Thema im Rahmen des Kirchentages aber auch durch das berufliche Wirken der Workshopleiterin einen Platz gegeben und somit in der Gesellschaft verbreitet wird. Dem kann unsere Gruppe sich nur anschließen.

Samstag, 10.06.2023, 15.00 – 16.00 Uhr

Auf mittelalterlichen Spuren

Bei einem Kirchentag wie diesem tun sich eine Vielzahl von Wegen auf, die nur darauf warten, beschritten zu werden. Manche dieser Wege sind sogar sehr wörtlich zu verstehen – gleich eine ganze Reihe von Veranstaltungen riefen zum gemeinsamen Pilgern auf.

Pilgern ist eine Form der spirituellen Reise, die Menschen aus verschiedenen Religionen und Kulturen seit Jahrtausenden praktizieren und sich gerade in der gegenwärtigen Zeit größter Beliebtheit erfreut. Dabei geht es darum, zu einem heiligen Ort zu wandern, um dort Gottes Nähe zu suchen, zu beten, zu singen, zu danken oder um Vergebung zu bitten. Pilgern kann aber auch eine Möglichkeit sein, sich selbst besser kennenzulernen, den Alltag hinter sich zu lassen und neue Erfahrungen zu machen. Somit vermag es ein Pilgerweg, Perspektiven für alle Menschen aufzuzeigen, egal ob religiös oder nicht.

Nürnberg hat auch einen Bezug zum Pilgern, denn hier beginnt einer der Jakobswege, die nach Santiago de Compostela in Spanien führen. Der Jakobsweg ist einer der bekanntesten Pilgerwege der Welt, der seit dem Mittelalter von Millionen von Menschen begangen wird. Er ist dem heiligen Jakobus gewidmet, dessen Grab sich in Santiago befindet. Der Jakobsweg von Nürnberg führt durch Franken, Schwaben und das Allgäu nach Lindau am Bodensee und von dort weiter durch die Schweiz und Frankreich nach Spanien.

Unser Pilgerweg begann in der Kirche St. Klara, die direkt am Eingangstor zur Altstadt zu finden ist. Die Kirche wurde bereits im 13. Jahrhundert als Klosterkirche der Klarissen gegründet und ist dem heiligen Franziskus und der heiligen Klara von Assisi geweiht. Und genau in diese Gründungszeit sollte uns unser Weg ebenfalls führen: in das Mittelalter. Die Idee der Pilgerveranstaltung war es, auf den Spuren einer Nonne dieser Zeit das mittelalterliche Nürnberg zu erkunden und gemeinsam zu beten und zu singen. Und das taten wir auch. Ausgehend von St. Klara führte uns unser Weg zum alten Marktplatz, zur Ruine des Katharinenklosters, zum Hospital und dem damals höchst innovativen Kornspeicher an der Pegnitz, zur Statue von Hans Sachs, dem berühmten Meistersinger aus Nürnberg, und schließlich zur Kaiserburg.

Uns erwartete somit an diesem sonnigen Freitag eine Verbindung aus einer historischen Stadtführung und einem kleinen Einblick in das Pilgern und die Pilgerwege Nürnbergs. Doch weder wir noch die Veranstaltenden rechneten mit einem solchen Interesse: Beinahe zweihundert Menschen fanden sich gemeinsam am Nachmittag in St. Klara ein. Ursprünglich hatte man mit ungefähr 25 Pilgernden gerechnet, sodass es keine technische Unterstützung gab. Die Folge war, dass es nahezu unmöglich wurde, den Ausführungen zu den Sehenswürdigkeiten zu lauschen. Nürnberg war während dieses Kirchentages vieles, aber bestimmt nicht still und leise. Und so kam es schließlich, dass wir während eines Halts auf

ein Blasorchester trafen. Erklärungen zum Ort waren dadurch undenkbar. Jedoch stimmte spontan die gesamte Pilger:innengruppe in das gespielte Lied mit ein.

Doch obwohl es schwierig war, akustisch den Pilgerweg nachzuvollziehen, entstand ein Gemeinschaftsgefühl – gerade beim gemeinsamen Singen und Lesen aus den Psalmen. Für nichtreligiöse Menschen war dies eine besondere Überraschung. Es gab auch Momente (versuchter) Stille, in der alle Pilgernden den eigenen Gedanken nachhängen und die besondere Atmosphäre der Stadt genießen konnten – natürlich im Rahmen des Trubels des Kirchentags. Somit sei gesagt, dass obwohl es einige Schwierigkeiten gab, wir alle ein wenig auf den Geschmack des Pilgerns gekommen sind

Freitag, 09.06.2023, 15.30 Uhr

Blechbrise

Am Freitag stand ein kleines Kulturprogramm auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg an. Blechbrise, ein Auswahlensemble von zwölf jungen BlechbläserInnen des Posaunenwerks Hamburg – Schleswig-Holstein führte in der St. Bartholomäus-Kirche ihr Programm „Mittenmang de Tied – Posaunentag und Kirchentag vereint“ auf. Dabei brachten die jungen MusikerInnen ihr bestes auf ihren jeweiligen Instrumenten zum Spielen. Eröffnet wurde das Konzert mit einem Stück von Eugene Cigout, was ein Wechselspiel zwischen Orgel und Blechbläsermusik war. Es folgte die Jubiläumsfanfare von Werner Petersen, anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der EPID, also der Evangelischen Posaunenmission in Deutschland. Darauf folgte Hymn von Chris Hazel, welches in abgeänderten Variationen auch in den Laienchören gespielt wird – hier erklang allerdings die Konzertfassung. Gelockert wurde das Konzert des Ensembles dadurch, dass die Mitglieder vorgestellt wurden – allerdings auf der Leinwand mittels Künstlicher Intelligenz auf ein Alter von 80 Jahren projiziert worden. In diesem Alter sollen die jungen Musiker nämlich auch noch Spaß an gemeinsamen Konzerten haben.

Bevor wir weiter auf das Konzert eingehen wollen, darf nicht vergessen werden, dass auf dem Kirchentag tausende BläserInnen anderer Chöre aktiv waren und die Veranstaltung musikalisch ausgestaltet haben. Evangelische Posaunenchöre haben eine lange Tradition, spätestens seit dem 19. Jahrhundert wurde es notwendig, kirchliche Musik auch außerhalb der kirchlichen Mauern zu musizieren, um dem damaligen Austrittswellen im Zuge des Humanismus entgegen zu wirken. Eine Orgel kann nicht einfach den Standort wechseln, Menschen mit handlichen Instrumenten schon. Das Gewicht variiert hierbei, von einem nur wenige Hundert Gramm schwerem Kornett (einer speziellen Form der klassischen Trompete) bis hin zu der 20-Kilogramm-Tuba. Sofern kein Musiker sein Instrument oder Mundstück vergessen hat, kann man von jedem Standort aus gemeinsam musizieren und Gottes Wort verkündigen, wie es auch schon seit Urzeiten die genannten Posaunen in Psalm 150 taten.

Im weiteren Konzertverlauf wurden die Preisträgerstücke des kommenden Evangelischen Posaunentages in Hamburg, welcher kommenden Mai stattfinden wird, vorgestellt. Den dritten Preis erhielt dabei Matthias Bichner mit seinem Stück „Wie ein neuer Tag“, Platz zwei ging an Jens Uhlenhoff mit seiner Interpretation von „Segel setzen“, Sieger des ausgeschriebenen Wettbewerbs war Stephan Mey, welcher das Stück „Brass Fantasia“ komponierte. Diese drei Stücke werden zusammen mit weiteren im kommenden Bläserheft, dem „Gloria 2024“, erscheinen. Einem musikalischen Zuhörer und Seher viel dabei auf, dass es durchaus Unterschiede im Klangbild der eigenen (sächsischen) Blasmusik und dem norddeutschen Klang gab. So bestand das Auswahlensemble aus lediglich einem echten (Wald-)Horn und Instrumenten mit eher hartem Klang, wie Posaunen und Trompeten. In der Sächsischen Posaunenmission findet man hingegen, auch bedingt durch den jahrzehntelangen Vorzug der Literatur von Johannes Kuhlo, einen weicheren Klang durch mehr Einsatz von Flügel-, Tenor-, Bariton- und Kuhlo-Hörnern vor. Dies könnte sich – zumindest teilweise – für einige Stücke etwas ändern. Unter dem Motto: „Mittenmang“, was übersetzt „mittendrin“ heißt, treffen sich im kommenden Mai über 20.000 Bläser und Bläserinnen, welche sich in den 27 Mitgliedsverbänden der EPID engagieren, in Hamburg, und werden am Fuße der Elbe, u.a. auf der Jan-Fedder-Promenade, musizieren. Insgesamt gibt es über hunderttausend ehrenamtlich tätige Musikerinnen in Deutschland. Dieses einmalige Klangbild gibt es nur aller 8 Jahre, 2008 fand der erste ev. Posaunentag in Leipzig statt, 2016 in Dresden. Der Klang ist sozusagen in acht Jahren die Elbe herunter geflossen und wird nun in die See entlassen.

Freitag, 11.00 – 12.15 Uhr

Impressionen des Kirchentags in Nürnberg 2023 – Nacht der Lichter

Hey du,
ich möchte mich gern einmal vorstellen: ich bin Anne Rudek, 20 Jahre alt und komme aus der Nähe von Leipzig. Ich studiere Allgemeine Verwaltung in Meißen und bin gerade im 4. Semester.

Zusammen mit meiner Gruppe, bestehend aus David Renz, Julia Hillemeyer, Bastian Creutzburg und mir waren wir auf Veranstaltungen des 38. Evangelischen Kirchentag in Nürnberg. Von unseren Impressionen und Anregungen der gemeinsam besuchten Veranstaltung am Freitag (09.06.2023) möchte ich euch in diesem Blogeintrag gern berichten.

Nach einem anstrengenden, aber gleichzeitig schönen Start in den Kirchentag ging es für unsere Gruppe am Freitag zu der Nacht der Lichter. Dieser meditative Gottesdienst wurde mit Gesängen aus Taizé in unterschiedlichen Sprachen gestaltet. Wir haben uns diesen Programmpunkt rausgesucht, da wir nach einem schönen und harmonischen Tagesausklang gesucht haben und nach den Informationsüberladungen aus den Podiumsdiskussionen und Workshops gerne einen entspannten Ausgleich gesucht haben. Gleichzeitig beeindruckte uns das Erlebnis besonders, da es in der Frankenhalle stattfinden sollte, die Platz für knapp 5.000 (!) Menschen bereithält. Dementsprechend war unsere Erwartungshaltung ziemlich hoch, die auch erfüllt wurde. Die Nacht der Lichter ist deshalb auch besonders, weil die Gemeinschaft von Taizé (Burgund, Frankreich) Brücken bauen möchte zwischen den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen. Bekannt sind dabei die einfachen, eingängigen und oft wiederholten Lieder in unterschiedlichen Sprachen.

Der Chor saß direkt neben der Bühne. Das war für mich etwas befremdlich, warum der Chor nicht auf der Bühne saß. Stattdessen war auf der Leinwand ein Bundglasfenster projiziert und auf der Bühne waren Kerzen aufgestellt. Der Gottesdienst begann mit den Liedern „Jubelt und freut euch“, „Misericordias Domini“ und „Atme in uns“. Es folgte eine Lesung (Epheser 5, 8-14). Nach „Christe, lux mundi“ folgte eine lange Stille. Während des Liedes „Jésus le Christ“ wurden die Kerzen, die in der Mitte der Halle in Kreuzform aufgestellt waren, entzündet. „Halleluja“ wurde mit Versen aus Psalm 139 gesungen. Darauf schloss sich das Evangelium (Matthäus 5, 13-16) sowie die Lieder „Christus ressurexit“, „Nada te turbe“ und „Kyrie“ mit Fürbitten an. Dem Vater unser folgten „Da pacem…in diebus“, ein Segensgebet, „Bonum est confidere“, „Herre visa mig vägen“, „Adoramus te O
Christe“ und „In manus tuas, Pater“. Zum Abschluss stimmte der Chor weitere Gesänge, unter anderem „Bleibet hier“ und „Bless the Lord“ an. Direkt vor der Bühne wurde ein Kreuz niedergelegt, auf das jede*r seinen Kopf auflegen kann, um sich von den Lasten zu befreien und auf Jesus abzuladen, die zu schwer sind, um sie zu tragen.

Da ich nicht christlich geprägt bin und somit wenige Gottesdienste bisher besucht habe, war ich nahezu geflasht von dieser Erfahrung. Ich fand es besonders beeindruckend, wie stark diese Momente auf mich wirkten. Eine unglaublich starke Energie schien den Raum während der Gesänge zu füllen. Die Melodien lösten viele verschiedene Emotionen in mir aus. Ich merkte, wie viel den Menschen der Glaube bedeutete und welche Kraft daraus entstehen kann. Bei anderen Gottesdiensten war es mir oft sehr befremdlich gewesen, den Lobpreisungen von Gott und Jesus zu lauschen und ich hatte keine Verbindung zwischen mir und dem christliche Glauben spüren können. In dieser Halle, wo tausend Menschen sangen, fühlte ich mich der christliche Gemeinschaft, die ich auch über den ganzen Kirchentag hinaus positiv empfunden habe, plötzlich unglaublich nahe. Es wurden Lieder in vielen unterschiedlichen Sprachen gesungen und die Solos einzelner Chormitglieder waren sehr gut gestaltet, sodass trotz der oft wiederholten Liedzeilen durch instrumentale und vokale Ergänzungen es für mich nicht zu eingängig wurde. Ich empfand diese andere Art der Gottesdienstgestaltung sehr bewegend und meditativ. Direkt
danach fühlte ich mich beflügelt und glücklich auf einer ganz anderen Art und Weise. Das ist auch ein Aspekt, warum der Kirchentag für mich so ein tolles Erlebnis war, da man mal über den eigenen Tellerrand hinausschauen kann und andere Formate kennenlernt. Für mich ist genau das bei dieser Veranstaltung passiert und auch einige Tage später ist für mich die Wirkung immer noch deutlich. Es war einfach eine komplett neue Erfahrung für mich. Leider bin ich auf Gottesdienste der Taizé-Gemeinschaft vorher noch nie getroffen. Die komplette Ausgestaltung empfand ich als sehr gelungen, die Lesungen waren, soweit ich das beurteilen kann, passend ausgewählt und jeweils auch mindestens neben Deutsch auch auf Englisch gehalten wurden. Zu sehen, wie viele Menschen zur Bühne strebten und ihre Köpfe auf das Kreuz senkten, führte mir nochmal die unglaublich große Anziehungskraft, die dieses Ritual erzeugte, vor Augen. Gleichzeitig stimmte es mich nachdenklich. Welche Lasten müssen diese Menschen tragen? Und wie schwer müssen sie sein, dass sie diese auf Christus abladen? Was belastet denn eigentlich mich im Moment? Von welchen Lasten möchte ich mich an diesem Abend befreien? Plötzlich fühlte ich mich selber unglaublich nahe und ergründete die Tiefen meiner Selbst. Und tatsächlich glaube ich, mich von der einen oder anderen Last befreien zu können, zumindest kamen sie mir leichter vor. Ich möchte zukünftig gern wieder solche Gottesdienste besuchen, denn die Nacht der Lichter hat mir wahnsinnig gut gefallen und gutgetan.

Insgesamt empfehlen wir jedem, die Nacht der Lichter selbst einmal zu erleben, denn man findet dort zu sich selbst und gleichzeitig singt und betet man gemeinsam. Wir haben ein wirklich gutes Gefühl aus dieser Veranstaltung mitnehmen können und hoffen, dass auch beim nächsten Kirchentag die Gesänge aus Taizé verklingen werden.