„Kulturelle Mehrfachzugehörigkeit als Ressource erkennen – Eine Chance für Vielfalt und Menschenrechte“.

 Heute wollte unsere Gruppe zusammen den Workshop „Wie reagiere ich klug auf populistische Parolen? – Einführung mit Trainingselementen“ besuchen. Dafür sollten eine Stunde vorher am Ort der Veranstaltung Zugangstickets vergeben werden. Wir verabredeten uns aus diesem Grund rechtzeitig beim Workshophaus Evangelische Hochschule in der Bärenschanzstraße 4 in Nürnberg. Als wir jedoch an der Reihe waren, war die Veranstaltung leider bereits „ausverkauft“. Spontan wurden uns Tickets für einen anderen Workshop angeboten. So besuchten wir von 15 bis 16 Uhr die Veranstaltung „Kulturelle Mehrfachzugehörigkeit als Ressource erkennen – Eine Chance für Vielfalt und Menschenrechte“. Der Workshop wurde von Vanessa Probst von der Bildung und Soziale Innovation gGmbH aus Kassel geleitet.

Am Anfang wurde mit den Teilnehmenden eine Mindmap zum Thema kulturelle Identität erstellt. Frau Probst stellte im Anschluss vor, was kulturelle Mehrfachzugehörigkeit bedeutet und wie viel Prozent der Menschen in Deutschland und Nürnberg einen Migrationshintergrund besitzen. Außerdem wurde ein wissenschaftliches Experiment vorgestellt, bei dem Bewerbungen mit denselben Qualifikationen und demselben Bild, aber unterschiedlichen Namen verschickt wurden. Das Ergebnis zeigte, dass eine Person mit einem deutschen Namen mehr Rückmeldungen erhält als eine Person mit einem ausländisch klingenden Namen. Am wenigsten wird eine Person mit ausländisch klingendem Namen und Kopftuch bei den Bewerbungen berücksichtigt. Im Verlaufe des Workshops wurden mithilfe von Videobeiträgen Menschen vorgestellt, die sich mehreren Kulturen verbunden fühlen und sich dafür einsetzen, dass dies im Alltag ausgelebt werden kann. Beispielsweise wurde Zeina Nassar vorgestellt. Sie ist eine deutsche Boxerin. Frau Nassar kämpfte dafür, dass die Boxregeln so geändert werden, dass eine Teilnahme am Wettkampf mit Kopftuch möglich ist. Auch eine Stichwortsammlung zu den Vorteilen einer kulturellen Mehrfachzugehörigkeit und die Vorstellung der Projekte der Bildung und Soziale Innovation gGmbH waren Teil des Workshops. Zum Abschluss, nach der einen Minute Zeit zur freien Verfügung, die den Menschen bei jeder Veranstaltung des Kirchentages geschenkt wird, konnten die letzten Fragen gestellt und beantwortet werden.

Unsere Gruppe hatte sich das Format des Workshops etwas interaktiver vorgestellt. Die Teilnehmenden durften bei einigen Fragen ihre Ideen äußern. Ansonsten glich die Veranstaltung stark einem Vortrag. Wir hätten uns gewünscht, mehr mit den anderen Workshopteilnehmern ins Gespräch zu kommen, einen Erfahrungsaustausch und eine Diskussion durchführen zu können.

Insgesamt konzentrierte sich der Workshop bewusst auf die positiven Seiten einer kulturellen Mehrfachzugehörigkeit. Ein Gruppenmitglied stellt dazu fest: „Ich glaube allerdings nicht, dass man die beiden Seiten der Medaille im Leben so genau trennen kann. Man hätte auch noch gut erwähnen können, wie sich Kulturen, die zusammenleben, gegenseitig beeinflussen. Das fehlte mir. Möglicherweise liegt das an meinen Erfahrungen aus dem Ruhrgebiet. Hier sind wir alle ein bisschen multikulti.“ Eine andere Angehörige der Gruppe äußert: „Für mich als zukünftige Personalsachbearbeiterin waren aber auch gerade die Ergebnisse des Experiments mit den Bewerbungen sehr interessant, die die Benachteiligung der Menschen, die teilweise als nichtdeutsch angesehen werden, verdeutlichen. Als Verwaltungsstudentin ist eine Gleichbehandlung aller Menschen in meiner Arbeit von größter Bedeutung. Vor Augen geführt zu bekommen, dass dies in der Realität leider noch nicht ausreichend umgesetzt wird, macht mich traurig.“

Durch die Fokussierung auf das Positive sensibilisierte der Workshop noch einmal für die Vorteile und Chancen der kulturellen Mehrfachzugehörigkeit und entließ die Menschen mit einem guten Gefühl. Eine Teilnehmerin des Workshops brachte am Ende große Dankbarkeit zum Ausdruck, dass diesem Thema im Rahmen des Kirchentages aber auch durch das berufliche Wirken der Workshopleiterin einen Platz gegeben und somit in der Gesellschaft verbreitet wird. Dem kann unsere Gruppe sich nur anschließen.

Samstag, 10.06.2023, 15.00 – 16.00 Uhr