Zum Kirchentags-Samstag besuchten wir die Podiumsdiskussion „Auf in die Zukunft! Zukunftsforschung und Ehrenamt“. Zu hören waren ein Impuls von Prof. Dr. Hartmut Rosa, Soziologe aus Jena, sowie Stellungnahmen von Rainer Koch vom Haus kirchlicher Dienste Hannover, Dr. Kerstin Menzel, Praktische Theologin aus Leipzig und Prof. Dr. Sabine Pfeiffer, Soziologin aus Nürnberg. Bevor der Impulseinstig startete hörten die Zuschauerinnen und Zuschauer ein „Spoken Word“ – eine Art Poetry Slam – von Leah Weigand zur Einstimmung. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Influencerin Lilly Blaudszun, die der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt angehört. Zwischendrin und zum Schluss der Diskussion waren musikalische Beiträge von Katharina Stahl zu hören.

Der Impulsvortrag von Hartmut Rosa war geprägt durch den Begriff „Resonanzraum“. Diesen nannte er unabdingbar für das Ehrenamt: „Das geht mich was an“, so der Soziologe. Das Ehrenamt sei nicht nur für den kleinen, privaten Bereich wichtig, sondern auch für die Demokratie. Also auch auf dem großen politischen Feld solle die Demokratie zu einem „Resonanzraum“ werden. So können Wechselwirkungen entstehen – der eine hilft dem anderen. Als negative Entwicklung ehrenamtlicher Tätigkeiten wurde der Fakt genannt, dass derzeit Ehrenämter hauptsächlich von Menschen ausgeführt werde, die sowieso viel Arbeiten. Rosa sieht außerdem in der Ablösung des Politischen durch die digital-technischen Hilfsmittel einen Schwund an Ehrenamt und Wechselwirkung zwischen den Menschen.
Sabine Pfeiffer ergriff anschließend das Wort. Sie forscht explizit zum Thema Ehrenamt, wobei sie sich als Arbeitssoziologin insbesondere auch mit Künstlicher Intelligenz und der damit einhergehenden Verschiebung auf dem Arbeitsmarkt beschäftigt. Dabei ging es auch die vermehrte Angst vor Erwerbslosigkeit und das Profitdenken, was Pfeiffer durch die Digitalisierung zusätzlich katalysiert wahrnimmt.
Kerstin Menzel wiederum sprach von sogenannten „sozialen Räumen“ und dem Problem des Rückbaus öffentlicher Räume bzw. Flächen. In ihrem Vortrag ging sie auf „Kirchraum-Spurensuche“ und erzählte bspw. von einer Kirche, die ohne Bänke aber mit Liegen als Pilgerkirche genutzt wird. Das Ehrenamt spielte hier eher eine sekundäre Rolle, die Zukunft der (teils wenig genutzten) Kirchräume stand umso mehr im Vordergrund.
Von den Sehnsüchten der Menschen und dem Priestertum aller Gläubigen sprach Rainer Koch vom Haus kirchlicher Dienste Hannover. Dabei ging er auch auf die „Erfahrungsbasierte Spiritualität“ und das „Transpersonale Gottesbild“ ein. Eine Zukunft für die Gläubigen sah er vor allem in einer „Renaissance der Mystik“ und brachte einen stark-spirituellen Aspekt in das Podium.
So wurden in der Veranstaltung sowohl Zukunftsideen als auch aktuell bestehende Probleme in der Kirche und auch im Ehrenamt aufgezeigt. Die Referierenden sprachen jeweils von unterschiedlichen Ansätzen und Schwierigkeiten. Durch die 20-minütigen Impulse und der zahlreichen musikalischen Beiträge ist es leider nur zu einer sehr kurzen Fragerunde gekommen. Viele Aspekte waren den Zuschauerinnen und Zuschauern bereits bekannt. Bemängelt wurde vor allem, dass es keine Podiumsdiskussion gab, die die jeweiligen Ansätze hätte konstruktiv verbinden können. So haben auch wir als Gruppe keinen besonderen Mehrwehrt in der Veranstaltung gesehen.
Moderiert wurde die Diskussion leider sehr wenig, was auch den sehr langwierigen einzelnen Einheiten geschuldet war. Wir brauchen wohl wieder mehr „Wechselwirkungen“, um mit Hartmut Rosa zu schließen.
